Namibia Teil II :: Caprivi Streifen


Von Christian

Nachdem wir im ersten Teil der Reise die trockenen Buschsavannen und die Salzpfanne im Etosha Nationalpark besucht hatten, ging nun die Reise weiter nach Nordosten in den Caprivi Streifen. Hier prägen Flusslandschaften die Natur, so dass uns ein vollkommen anderes Landschaftsbild erwartete.

 

Nilkrokodil am Okavango Fluss
Nilkrokodil am Okavango Fluss


Vom Etosha Nationalpark kommend, ging es einige hundert Kilometer bis nach Divundu, wo wir in einem Camp an den Popa Falls am Okavango Fluss unterkamen. Dieser Fluss ist wohl einer der bedeutendsten in Afrika, da er in einem riesigen Binnendelta im Botswana verlandet und dort eine einzigartige Landschaft entstehen lässt, die auch während der Trockenzeiten von Wasser geprägt ist. Von diesem Camp unternahmen wir mehrere Touren in den Buffalo Park am Rande des Bwabwata Nationalparks.

 


Was hier die Nationalparks unterscheidet vom Etosha Nationalpark ist die Wildheit und geringe Frequentierung. Man ist hier meist für sich alleine unterwegs, an manchen Stellen nicht einmal mit Reglementierung der Tageszeiten, in denen die Parks zugänglich sind. Die Touren führen teils über reine Fahrspuren in der Landschaft ohne ausgebaute Pisten und ab und zu ist Allrad-Antrieb angesagt. Auch wenn es nicht in allen Situationen ratsam ist, das eigene Auto zu verlassen ist hier ebenfalls nicht verboten. Weil wir uns jedoch im Lebensraum von Kaffernbüffeln, Elefanten, Flusspferden, Krokodilen, Löwen und anderen großen und kleinen Tieren bewegten, war ein gesunder Menschenverstand und Respekt vor der Natur angesagt.

 


Bereits auf unserer ersten Tour in den Buffalo Park war der Name Programm und wir sahen einige große Kaffernbüffel. Mit diesen großen urigen Tieren hatten wir bereits die Big Five Afrikas in freier Wildbahn gesehen und das nach kaum einer Woche. Natürlich sahen wir hier auch wieder Elefanten, Zebras und Löwen. Neu für uns waren jedoch die Arten, die im Lebensraum des Okavango lebten, wie die vielen wasserliebenden Antilopenarten, Geier, Affen, Warzenschweine und ab und zu Flusspferde. Im Wasser oder an den Uferbänken des Flusses sahen wir hier auch das erste Mal Nilkrokodile auf dieser Reise. Um den Flusspferden und anderen Flussbewohnern näher zu kommen, buchten wir eine Bootstour von unserem Camp aus. Da niemand außer uns an der Bootsfahrt zum Abend teilnehmen wollte, hatten wir das Boot für uns und konnten ganz in Ruhe Krokodile, Eisvögel und Flusspferde beobachten.

 


Wir unternahmen mehrere Tagesausflüge mit dem Geländewagen und hatten oft unser Essen für die Mittagszeit dabei, um in der Natur eine Pause einzulegen. Die Temperaturen gingen tagsüber auch über die 30 Grad und nachts wurde es auch mal ein bisschen kühler. Obwohl wir kaum Wolken am Himmel hatten, gab es farbige Sonnenauf- und Untergänge aufgrund des vielen Dunstes der Buschfeuer, welche regelmäßig zu sehen waren. In der Nähe des Camps kamen wir mit Einheimischen in Kontakt, die uns ihre Hütten und Handwerkskunst zeigten. Hier im Caprivi Streifen leben in den Nutzungszonen des Bwabwata Nationalparks die Einheimischen in ganz traditioneller Lebensweise. Die Hütten sind gebaut aus Lehm mit Dächern aus Papyrus, was hier im Flussgebiet natürlicherweise vorkommt.

 


Nach ein paar Tagen am Okavango Fluss, ging unsere Reise weiter in den Caprivi Streifen Richtung Simbabwe. Bei Kongola erreichten wir mit dem Kwando den nächsten großen Fluss. Hier hatten wir ebenfalls ein Camp gebucht für ein paar Tage in der sumpfigen Flusslandschaft. Diese Gegend ist wirkliche eine Reise wert, wenn man das wilde Afrika erleben will! Nur wenige Touristen reisen hier hin und der Mudumu Nationalpark in Namibia an der Grenze zu Botswana hat eine Besonderheit: er ist zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich. Längs durch den Nationalpark verläuft eine Fernstraße, über die man ohne Einschränkungen abbiegen kann in die Natur. Auch hier ist es sinnvoll, Allrad-Antrieb zu haben, ab und zu sind die Fahrspuren sandig oder sehr holprig. Dafür wird man mit einer wundervollen Flusslandschaft belohnt!

 


Auf dem Kwando Fluss unternahmen wir zwei Bootstouren, bei der wir alleine für uns ein Boot mit Fahrer gebucht hatten. Die eine Tour begann früh zu Sonnenaufgang, die andere startete nachmittags und endete zum Sonnenuntergang. Bei der Morgentour sahen wir vor allem viele Vogelarten, Wasserböcke, Nilwarane und Nilkrokodile. Die Abendtour führte uns zu den Flusspferden. Mitten in dem Flusssystem aus Mäandern und Altarmen landeten wir an einem Ufer mit Papyrus an. Wir folgten dem Guide über einen Wildwechsel der Flusspferde zu einem Altarm, in dem vor uns keine 20 Meter etwa 40 Flusspferde im Wasser waren. Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis, diesen großen Tieren so nah sein zu können. Wir blieben zusammen und wachsam, um den Tieren im Zweifelsfall nicht in den Weg zu kommen, immerhin sind Flusspferde die weitaus gefährlicheren Tiere als Löwen!

 


An einigen Tagen auf den Fahrten durch den Mudumu Nationalpark hielten wir an, setzten uns hin und beobachteten die Natur. Dabei konnten wir unter anderem an einem Nachmittag über 150 Elefanten beobachten, die in 2-3 Herden an einer Flussbiegung trinken kamen. Solche Mengen an Elefanten hatten wir zuvor noch nicht gesehen. Nach Sonnenuntergang im Camp setzte immer eine eindrucksvolle Geräuschkulisse ein aus vielen Tierarten, die ich zuvor noch nie gehört hatte. Diesem akustischen Schauspiel folgte in jeder klaren Nacht ein weiteres Schauspiel. Die Milchstraße leuchtete sehr hell und mit ihren Strukturen deutlich sichtbar am Nachthimmel. Einen derart klaren Nachthimmel mit einer so hellen Milchstraße hatte ich noch nie gesehen!

 


Im ersten Teil des Namibiaberichtes war ich kurz darauf eingegangen, dass ich die Reise angetreten hatte aus Neugier, aber nicht weil es an erster Stelle auf meiner Wunschliste stand. Weil sich diese tolle Möglichkeit geboten hatte, konnte ich nicht nein sagen. Rückblickend muss ich sagen, das hat mir die Augen für diesen wunderbaren Kontinent geöffnet! Diese Reise durch Namibia war eine unglaublich beeindruckende Erfahrung und wir hatten richtig viel Glück mit unseren Beobachtungen in der Natur. Und die Wärme, der ich gerne im Sommer auch mal aus dem Weg gehe, indem ich in Skandinavien Urlaub mache, die hat mir hier wenig zu schaffen gemacht, weil die Luft recht trocken war. Werde ich noch einmal nach Namibia reisen? Auf jeden Fall! Es ist nur noch eine Frage der Zeit.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Sophie (Dienstag, 14 Januar 2025 09:09)

    Ein sehr schöner und facettenreichen Einblick in die wilden Seiten Namibias, die immer wieder aufs neue faszinieren und beeindrucken. Danke für's mit auf die Reise nehmen.